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02. 12.

"Du hast ein besseres Ich in Dir!": Zur Normalisierung der Selbstvermessung im digitalen Kapitalismus

Online-Vortrag mit den Autor*innen Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski

"Du hast ein besseres Ich in Dir", versprach Apple 2018 und bewarb damit nicht nur seine hauseigene, rundum verbesserte Smartwatch. Der Konzern propagierte zugleich eine digitale Lebensform, die jede Bewegung und Regung sensorisch erfasst und überwacht, die stets aktiver, gesünder und produktiver sein will – kurz: eine Lebensform, die Fortschritt und Freiheit an ständige Kontrolle bindet. In ihrem Vortrag diskutieren Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski die Wirkmächte von Smartwatches und Fitnesstrackern, sogenannten Wearables, in gesellschaftsphilosophischer Perspektive und gehen dabei u.a. der Frage nach, wie es innerhalb von gut einem Jahrzehnt zu einer beispiellosen Normalisierung digitaler Metrisierungspraxen gekommen ist.

Mittlerweile werden tragbare Technologien besonders im Gesundheitsbereich mit neuen therapeutischen Verheißungen aufgeladen, doch gehen mit ihrer steigenden Verbreitung – gerade hinsichtlich der Machtakkumulationen im digitalen Kapitalismus – auch neue Ein- und Übersichten, neue Souveränitäten einher. Schließlich wird klar: Die systematische Expansion der immer ‚smarteren‘ Begleiter, die immer genauere Vermessung von Körper und Geist durch Plattformunternehmen ist nicht nur mit dem Versprechen einer verbesserten Gesundheitsfürsorge und technologisch-posthumanen Spekulationen, sondern mit politischen Risiken und sozialen Nebenwirkungen verbunden.

Anna-Verena Nosthoff lehrt am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und forscht v.a. zur Kybernetisierung des Politischen und den politischen Konsequenzen der Digitalisierung. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten wurde sie u.a. mit dem Surveillance-Studies-Preis und dem Essaypreis des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover ausgezeichnet. Als Publizistin schreibt sie regelmäßig u.a. für die FAS, NZZ, die Republik und Deutschlandfunk Kultur.

Felix Maschewski ist Literatur-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler, Research Associate am Institute of Network Cultures (Amsterdam) und lehrte zuletzt an der FU Berlin. Neben seiner akademischen Forschung zum digitalen bzw. kybernetischen Kapitalismus schreibt er regelmäßig Essays u.a. für die FAS/FAZ, NZZ, Republik, Wirtschaftswoche oder das Philosophie Magazin.Gemeinsam mit Anna-Verena Nosthoff hat er das Buch "Die Gesellschaft der Wearables. Digitale Verführung und soziale Kontrolle" im Berliner Nicolai Verlag veröffentlicht. Wie Nosthoff wurde auch er für seine wissenschaftlichen Arbeiten mit dem Surveillance-Studies-Preis ausgezeichnet.

Die Moderation übernimmt Lea Watzinger, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Tübingen zu Themen der Privatheit, Digitalisierung und Demokratie forscht. Sie hat an der Universität Passau in Philosophie promoviert.

Der Vortrag findet im Rahmen des Dialogs der Weltanschauungen 2021 (Thema "Intelligent Design? Wie der Mensch sich neu entwirft") statt. Um den Zugangslink zu erhalten, genügt eine kurze Mail an info@humanistische-akademie-bb.de.