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03. 07.

Religiöser Terrorismus

Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Hartmut Zinser in Düsseldorf

Es wird von einigen Autoren in Zweifel gezogen, ob es einen religiösen Terrorismus gebe. Dafür machen sie geltend, daß der Begriff der Religion von der Religionswissenschaft und anderen Wissenschaften nicht zureichend definiert und es möglicherweise irreführend sei und zu falschen Abwehrstrategien führe, von „religiösem Terrorismus“ zu sprechen.

Nun ist der Begriff der Religion tatsächlich umstritten. Insoweit bliebe eine Qualifizierung von bestimmten Formen des Terrorismus als religiös ebenfalls unbestimmt. Wenn man dagegen festhält, daß es eine Reihe von kulturellen Erscheinungen gibt, die von ihren Anhängern und deren Amtsträgern und auch in den Wissenschaften als Religion bezeichnet werden und die bei uns die Privilegien der Religionsfreiheit in Anspruch nehmen, wie z.B. das Christentum, der Islam, der Buddhismus und Hinduismus, dann hat man zumindest eine gesellschaftlich und geschichtliche Bestimmung des Begriffs Religion und kann eine Reihe von terroristischen Gruppen und Bewegungen aufweisen, die für ihre Aktionen eine religiöse Legitimation und Begründung anführen. Ob das von der Mehrheit dieser Religionen befürwortet oder abgelehnt wird, ist eine andere Frage. Solange diese Religionen sich nicht ohne Wenn und Aber von solchen Bewegungen verabschieden, wird man sie auch fragen müssen, wie solche Terroraktionen mit ihrer Religion zu vereinbaren sind und sie nicht aus der Verantwortung entlassen können. Die religiöse Begründung der Terrorakte führt im Unterschied zu politischen und anderen Formen des Terrorismus zu bedeutsamen Änderungen in den Aktionen, in der Regel zu einer Verschärfung, da religiöse Gruppen noch weniger als weltliche zu Kompromissen bereit sind. Über das ewige Seelenheil und die Wege dorthin kann man kaum Kompromisse eingehen, ohne damit nach Auffassung dieser Akteure die Religion zu verraten. Sichtbar wird die Verschärfung auch an den Feinderklärungen.

Hartmut Zinser war bis 2011 Professor für Religionswissenschaft an der FU Berlin und forschte u.a. zu: Europ. Religionsgeschichte seit der Französischen Revolution, Atheismus/Religionskritik, Römische Religionsgeschichte, Antikes Christentum. Bis 1993 war er Vorstandsmitglied der Deutschen Vereinigung für Religionswissenschaft, 1998 Mitglied der Enquete-Kommission Sekten und Psychogruppen des Deutschen Bundestages und bis 2010 Mitglied der Arbeitsgruppe Theologien und Religionswissenschaften an deutschen Hochschulen, zur Ausarbeitung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates.

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